Der Jagdinstinkt ist angeboren. Er dient dem Nahrungserwerb und sichert dem Hund das Überleben. Die erste Jagd kommt gleich nach dem ersten Atemzug, nämlich die Suche nach der Zitze um den Hunger zu stillen – Nahrungserwerb. Im Laufe der Welpenzeit kommen zu den endogenen Reizen (Hunger) auch exogene Reize dazu, der Hund hört Geräusche und sieht Bewegungsreize, denen er als kleiner niedlicher Welpe tollpatschig nachhüpft. In diesem Alter lachen die Menschen über sein Verhalten, später nicht mehr.
Wie hoch der Jagdinstinkt im Instinktkreis ist, bzw. ausgebildet ist, hängt unter anderem von der Herkunft (Tierschutz / Züchter…) und seiner Rasse ab.
Hat der Hund bereits Erfahrungen machen dürfen im Bereich der Jagd (Mäusejagen, Vögel hetzen, kommt aus dem Tierschutz,…), wird der Bereich des Jagdinstinkts entsprechend groß sein, denn dieser Hund hat seinen Kick bereits erlebt. Folgen sind:
- Schlechte Impulskontrolle / durchstarten bei kleinen Reizen
- Blitzschnelle Reaktion auf Bewegungsreize, z.B. Radfahrer / Jogger / Tiere / Autos / Fliegen / Schatten jagen
- Je nach Art ist der Hund optisch unterwegs (Sichtjäger) oder klebt olfaktorisch orientiert am Boden (Nasenjäger) > ansprechbar wird er nicht mehr sein
- Er hört nicht mehr und ignoriert den Menschen und seine „Kommandos“
- Rückruf funktioniert nicht
- Hund kann sich nicht konzentrieren
- Sucht gezielt Schlupflöcher im Zaun und haut ab, geht seiner Wege und jagen
- Begeisterung für die Jagd kennt keine Grenzen, der Hund zittert sobald er Wild sieht und dreht völlig durch, bellt sich in Trance, beißt sich fest und ist im Tunnel
- Er zeigt oft Leinenproblematiken (zieht, beißt in die Leine)
- Frustreaktionen, wenn er nicht durchstarten kann (bellen/ anspringen / Ungeduld)
- Hohe Erwartungshaltung/ ist aufgeregt, sobald man sich die Schuhe bindet
- Hohes Verletzungsrisiko /Hund ist generell risikobereit (springt von hohen Mauern,…)
- Lässt sich „außen“ auf nichts ein, gilt als untrainierbar
- Grundsätzlich auf „on“
- Treibt seine Besitzer in den Wahnsinn
- Viele Trainer behaupten, die Hunde hätten eine schlechte Bindung
Ihr Instinktkreis zeigt einen hohen Jagdanteil, je nachdem, ob er mit dem Menschen jagt oder ohne, ist der soziale Rudelinstinkt gewichtet.
Eine Fragestellung drängt sich allerdings auf: geht es um Jagen oder Ver-Jagen (> Territorial).
Nur wenigen Hunden ist das Jagen nicht wichtig. Sie sind eher minimalistisch unterwegs und fressen in ihrem natürlichen Umfeld nur bei Gelegenheit, das betrifft zum Beispiel Herdenschutzhunde. Im Vergleich zu Terriern sind sie jagdlich so gut wie gar nicht orientiert. Was nicht heißt, dass sie Radfahrern nicht hinterherrennen. Diese Hunde sind hochterritorial und verjagen Menschen, Hunde oder Katzen aus ihrem Territorium. Das darf nicht mit jagdlichem Verhalten verwechselt werden, auch wenn es auf den ersten Blick genauso aussieht. Die Intention dahinter ist einem anderen Bereich des Instinktkreises zuzuordnen.
Viele Hundehalter entscheiden sich für sogenannte „Antijagdtrainings“ , welche von so gut wie allen Hundeschulen angeboten werden. Hier wird ganz natürliches und angeborenes Verhalten unterbunden, unterdrückt, abgebrochen und der Hund zeigt Meideverhalten, wo es geht, weil in diesem Fall häufig mit positiver Bestrafung gearbeitet wird – sprich über Strafreize, welche als „gar nicht so schlimm“ dargestellt werden. Andere versuchen den Hund über Kekse abzulenken, was im Echtfall auch nicht funktioniert. Im Zoo wird Jagdverhalten als natürlich angesehen und über Maßnahmen aus dem EBE Bereich durchgeführt. Als Außenstehender wird der Ball, der mit Fleischstücken bei den Löwen für Beschäftigung sorgen soll als reine Beschäftigung angesehen, dient allerdings der Bereicherung der Umwelt und dem Ausüben der Jagd. Hetzjagden werden über Seilzüge imitiert bei Geparden und manche Tiere werden sogar mit lebenden Beutetieren gefüttert, im Zoo ganz normal. Bei Katzen auch normal, sie jagen „kranke Vögel“, heißt es dann. Für diese Art von Wildern hat man in der Gesellschaft Verständnis. Dem Hund verbietet man die Jagd und schickt ihn in ein „Antijagdtraining“. Auch der Hund ist ein Beutegreifer – ein sozialer Beutegreifer!
Wir machen uns diesen Instinkt zu Nutze! Als Welpe erlernt der Hund lebenspraktische Fertigkeiten von seiner Mutter. Sie zeigt den Welpen, wie man Beute fixiert (beobachtet), sich an Beute anschleicht, zerreißt mit den Welpen Handtücher oder Taschentücher, was sinnbildlich das Zerlegen der Beute darstellt. Unter den Geschwistern wird dieses Verhalten geübt, man jagt sich gegenseitig oder die Rute des Brüderchens, alle hängen gemeinsam am Zergel (Tauspielzeug) und zerren in Kooperation. Das Verhalten würde von der Mutter weiter verfeinert und als Vorbild gezeigt werden. Talente gefördert und gefordert werden. Das wird im ND Bereich ebenfalls getan. Sinnvolle, artgerechte Beschäftigung mit dem Beuteersatz Futterbeutel. Inhalt ist die Hauptmahlzeit des Hundes – auf einen großen oder mehrere kleine Beutel verteilt. Gemeinsam geht es auf die „Jagd“, der Mensch zeigt Fertigkeiten und fördert die Talente des Hundes. So wird der Mensch wichtig und kann seinen Status erhöhen. Man wird Vorbild, man hat gemeinsam Spaß und kann Probleme über die gemeinsame Beuteljagd bearbeiten. Der Hund erlangt Selbstvertrauen und merkt, dass er selbstwirksam ist, handeln kann und Strategien hat. Er ist stolz auf sich, das fühlt sich in erster Linie gut an, zweitens baut es Unsicherheiten ab. Unsicherheiten sind häufig der Auslöser für Problemverhalten. Deshalb kann man den Rückschluss ziehen: Weniger Unsicherheit, weniger Problemverhalten! Genau aus diesem Grund sehen wir den Jagdinstinkt als Chance und nicht als Nachteil!
Wenn du mehr über den Jagdinstinkt wissen möchtest und du dich für artgerechte Beschäftigung interessierst, dann melde dich gerne bei uns! Falls du mehr zu den restlichen Instinkten wissen möchtest, dann schau in den nächsten Blog!