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Dein Hund ist aus dem Auslandstierschutz? Der ist bestimmt dankbar und unproblematisch! – Teil 1

Sätze, die man oft hört und meint, dass sie wahr sind. Meist sieht die Realität jedoch ganz anders aus.

Er pieselt aus Dankbarkeit auf den Fliesenboden, lässt sich aus Dankbarkeit nicht anfassen, ist nicht bestechlich mit Leckerchen und frisst gar nicht aus der Hand – und überhaupt…wenn er frisst darf keiner in der Nähe sein, sonst wären die Finger ab, weil er beißt! Sehr dankbar….

Man stellt sich schnell die Frage, warum tut dieser Hund das, was er tut, fragt in Hundeschulen nach und erhofft sich eine Antwort… Man hat ihn doch schließlich gerettet?! Da kann man doch Dankbarkeit erwarten?! Oder etwa nicht?

Sehen wir Hunde in den Straßen der Türkei oder am Hafen von Chania (Kreta), so liegen diese dösend in der Sonne, gehen Autos aus dem Weg, ebenso Katzen und meist auch dem Menschen. Morgens und abends werden die Mülltonnen durchsucht nach verwertbarer Nahrung, bevor man sich wieder zurückzieht, um zu ruhen. Das Leben der Strandhunde / Straßenhunde ist oft sehr unspektakulär und durchaus – oft – nicht so gruselig, wie es hierzulande verkauft wird.

Viele sind auch tagsüber „Freigänger“ und kehren abends wieder auf ihren Hof zurück, in Kroatien gab es viele Schäfer, die ihre Hunde morgens zu den Schafen/ Ziegen brachten, die dort tagsüber ihrem Job nachgingen und abends wieder abgeholt und in die Scheune gebracht wurden, um von dort aus Haus und Hof zu bewachen. Auf Kreta sah ich aber auch Hunde, die an Tonnen gekettet waren, um dort wachsam das Territorium stimmlich zu hüten. 5m Kette oder 2x2m Zwinger, das gibt es auch, genauso wie die Hunde, die Tag und Nacht in Firmenhallen untergebracht sind und nichts anderes kennen. Viele leben aber sehr frei und dümpeln mit oder ohne Ohrmarke (=kastriert) bzw. mit oder ohne Halsband (= hat Besitzer) ihr Leben vor sich hin – so zumindest der erste Eindruck.

Stressig wird es dann, wenn diese Hunde irgendwo unerwünscht sind – weil ein neues Hotel gebaut werden soll oder sie nicht mehr in die städtische Optik passen oder anderweitig stören, seien es andere Hunde oder Menschen. Dann müssen diese Hunde weg, ganz schnell – ganz weit weg.

Sie werden eingefangen mittels Fangschlinge, eingepfercht in ein fahrendes Auto, dem sie bisher aus dem Weg gegangen sind, geschweige denn, dass sie jemals in ein Auto eingestiegen wären… Vielleicht noch in eine enge Transportbox mit mehreren anderen Hunden, die sich vor lauter Angst lösen. Angekommen im Tierheim geht es erstmal zum Check- in beim Tierarzt, der meist wenig wohlwollend impft, Blut abnimmt und chippt – alles ohne Voruntersuchung! Wer gesund ist, wird die Impfung überleben, wer nicht, der muss schon nicht mehr vermittelt werden. Positive Erfahrungen mit dem Tierarzt oder Menschen?? Empathie von Seiten des Menschen?? Wohl eher nicht. Traumatisiert geht es dann ab in den nächsten Zwinger zu bereits – drohend und fixierend – wartenden Artgenossen, die man nicht kennt. Herausgerissen aus dem natürlichen Umfeld, in das man wahrscheinlich hineingeboren wurde und die Hundemama einem die Welt und Nahrungsquellen gezeigt und vor Gefahren gewarnt hat… Herausgerissen aus dem natürlichen Umfeld, was Hunde angeht, man kannte sich – entweder persönlich oder olfaktorisch, traf sich oder ging sich aus dem Weg – Raum war genug. Raum, den es im Zwinger nicht mehr gibt. Entweder man hält die Füße still oder es gibt eines auf die Mütze – im Zweifelsfall final. Je größer das Tierheim, je weniger Kontrolle durch den Mensch, desto größer ist der natürliche Schwund. Nur wenige Tierheime kann man sich so vorstellen, wie unsere Tierheime in Deutschland. Viele deutsche Organisationen unterstützen Tierheime im Ausland und helfen, wo es geht. Das sichert vielen Hunden das Leben und Tierheime können einen guten Standard aufweisen.

Oftmals werden die Hunde aber auch nach 30 Tagen entsorgt, falls sich nicht eher ein neuer Besitzer findet oder eine deutsche Tierschutzorganisation finanziell unterstützt.

Dieses Päckchen an Erfahrungen bringen solche Hunde oftmals mit, dessen muss man sich bewusst sein. Oft allerdings anders verkauft, um bessere Vermittlungschancen zu haben: hochsozial, weil im Zwinger mit anderen Hunden lebend – ausgehungert nach Liebe, weil sich der Hund vor lauter Angst am Menschen festklammert, wenn dieser plötzlich in die Luft gehoben wird. Umgänglich mit allem und jedem… So steht es im Text.

Sind diese Hunde erstmal in Deutschland – nach einer weiteren Fahrt in diesem komischen Ding namens Auto, 16 bis 20 Stunden am Stück oder 10 Stunden via Flugzeug zwischen Koffern und umherfallendem Gepäck, Druckausgleich – Fehlanzeige im Laderaum – nicht wissend, was mit ihnen geschieht. Vielleicht kann man sagen, der Vergleich von Robert Mehl ist nicht gerechtfertigt, aber ich finde, er trifft den Nagel auf den Kopf, wenn man es aus Menschensicht mit einer Entführung vergleicht, passiert vielleicht nur einmal im Lebe, man ist aber für den Rest der Lebens traumatisiert.

Das nächste Trauma steht bevor. Abgeholt von der Pflege- oder Endstelle muss der Hund selbstverständlich erstmal an der Leine mitten in der Stadt an der Hauptstraße Gassi gehen. Warum löst er sich wohl nicht??? Würde ich nach einer solchen Tortur auch nicht…. Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Perspektivenwechsel ermöglichen.

Wie aber am besten mit einem solchen Hund umgehen? Was ist wichtig in den ersten Tagen? Davon mehr im nächsten Block!

Dein Hund ist aus dem Auslandstierschutz? Der ist bestimmt dankbar und unproblematisch! – Teil 2

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