hundeerziehungsberatung

Mein Welpe will nicht Gassi gehen!

Was ist eigentlich Gassi gehen?

Die Wortherkunft stammt aus dem bayrischen Dialekt „auf die Straße / Gasse gehen“, Nichtbayern behaupten, es entstamme der Studentensprache und beschriebe „nächtliche Sauftouren“ (siehe „gassatine“), was auf das lateinische Wort „grassari“ zurückzuführen sei und so viel bedeutet wie „sich herumtreiben“.

Ob wir uns nun mit unseren Hunden in den „Gassen herumtreiben“ oder mit ihnen zum Biergarten wandeln und uns der Hund nach Hause führt – man ist jedenfalls gemeinsam mit dem Hund draußen unterwegs. Die Erwartungshaltung von Mensch und Hund ist oft widersprüchlich.

Der Hund...

Der Hund ruht in seiner Höhle oder an seinem Liegeplatz und steht auf, um sich

  • zu lösen
  • das Revier zu kontrollieren und ggf. zu markieren
  • zu jagen /sich etwas zu essen zu besorgen
  • Fressfeinde / Konkurrenten zu verscheuchen

Deshalb bewegt sich ein Hund. Er braucht einen Grund sich zu bewegen – den Beweggrund. Das bedeutet, wenn der Hund aufsteht, geht es um oft Action oder Sicherheit.

Der Mensch...

Menschen bewegen sich gerne viel draußen, da sie sich nach einem anstrengenden Tag im Büro die Beine vertreten und in der freien Natur entspannen wollen. Hier geht es um Ruhe, aber nicht um Action oder darum, für Sicherheit zu sorgen.

Das bedeutet, Mensch und Hund gehen unter vollkommen anderen Erwartungen vor die Türe.

Im Welpenalter wird den Knirpsen von der Hundemama eingebläut, dass es außerhalb der Höhle gefährlich ist und man sich nicht alleine in der Natur fortbewegt, denn: überall wo es nach Pipi riecht, könnte der Feind auflauern.

Wenn, dann ist man mit der vorausschauenden Mama unterwegs, vorerst im sehr kleinen Radius um die Höhle herum. Dieser Radius wird langsam größer. Aber erst, wenn sich die Welpen in diesem Bereich sicher betreut fühlen. Zu forsches Explorieren wird von der Hundemutter hündisch wohlwollend gemaßregelt, weil der Welpe damit sich und den Rest des Rudels / der Gruppe in Gefahr bringt. Wohlwollend, damit der Welpe weiterhin eine sichere Bindung zur Mutter hat.

Der Mensch, der den Welpen vom Züchter übernimmt, bekommt oft den Tipp „lass ihn ruhig ohne Leine laufen, der hat noch Folgetrieb!“ oder „wenn du den Folgetrieb nicht ausnutzt, dann brauchst du ihn nie mehr von der Leine lassen“…. Folgetrieb – ein Trieb , um der Mutter / dem Halter zu folgen? Würde man bei einem Kind, dass man mitten in New York auf der Straße stehen lässt und als Mutter davon rennt, auch von „Folgetrieb“ sprechen oder hat dieses Kind Todespanik? Weil es weiß, dass es ohne Mama nicht überlebt? Hat man das Kind an der Straße nicht vorsichtshalber an der Hand, damit nichts passiert? Was macht man mit dem Welpen? Leine ab und vorangehen, an tausenden Pipistellen vorbei – schließlich „löst sich der Welpe dort leichter, weil dort alle pieseln“.

Was bedeutet das für den Welpen?
  • Er verlässt die sichere Höhle in ein unsicheres Gebiet
  • Der Mensch lässt ihn im Stich und hinterlässt ihn in Angst
  • Rennt vielleicht noch schneller davon, denn der Welpe soll doch folgen
  • Die sichere Hand – in diesem Fall Leine fehlt (mit Leine würde er auch keinen Meter laufen)
  • Es riecht nach tausend anderen Hunden, die hier das Gebiet für sich beanspruchen
  • Der Welpe muss sich quasi im Kriegsgebiet unter Bombenhagel lösen
  • Die Aufregung / Anspannung / Angst steigt – die Stresshormone fahren hoch
  • Endlich in der Sicherheitszone angekommen, löst sich der Stress, und der Welpe auf dem Teppich

Auch als Mensch braucht man Sicherheit, um sich zu lösen. Man geht auch lieber in Gebieten joggen, die gut einsehbar sind. In neuen Gegenden, erkundet man diese erstmal, vielleicht sogar zu zweit – ist doch sicherer. Mit Kindern, die in fremden Gegenden gerne „fremdeln“, geht man ganz behutsam vor. Weshalb spricht man dem Hund diese Emotionen ab? Weshalb erwartet man vom Hund ein ganz und gar artuntypisches Verhalten?

Allen Säugetieren geht es um Sicherheit und Überleben. Wie – als Säugetier – Eltern  – sorgen für Sicherheit beim Nachwuchs, aber bei Hunden verhält man sich plötzlich anders. Wenn der Welpe Angst hat und auf den Arm genommen wird, wird man schwach angeredet. Beim Kind passiert das nicht. Wenn das Kind in ungewohnter Umgebung Angst hat, nimmt man es an die Hand oder auf den Arm. Der Welpe wird an der Leine hinterher gezogen oder unangeleint stehen gelassen. Würde man das mit dem Kind machen, wäre man eine Rabenmutter, aber anscheinend eine vorbildliche Hundemutter…. Oder vielleicht doch nicht?

Das Grundbedürfnis nach Sicherheit ist trotz seiner AndersArtigkeit dasselbe, also kommt man diesem auch nach…

Du möchtest mehr zum Thema „Welpe“ oder „Verhalten“ wissen, dann schau in unsere Blogs!

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