Vertrauen kann man nicht kaufen – Vertrauen muss man sich verdienen

Oft lernt man Hunde kennen, die perfekt an der Leine laufen, die nicht pöbeln und auf 20 Meter Entfernung sitzen, wenn ihre Bezugsperson aus weiter Ferne „Siiiiiiitz“ brüllt. Genau dieser Hund kommt nach Hause hat 2 Zecken und lässt sich diese von genau dieser Person – auf die der Hund sonst auf´s Wort gehorcht – nicht heraus machen. Er lässt sich auch nicht bürsten, keine Ohren säubern und schon gar keine Krallen schneiden.

Eigentlich doch komisch oder?

Eigentlich gar nicht so dubios, wie man meint. Befehle und Kommandos sind auferlegte und einstudierte Sachen – etwas Erlerntes. Dafür werden Hunde häufig belohnt – eben bezahlt. Es entsteht eine Geschäfts- oder Wenn-Dann – Beziehung. Wenn ich mich setze, bekomme ich den Keks oder wenn ich an der Leine ziehe, bekomme ich einen Ruck – komme ich brav an Herrchens Bein, bekomme ich den Keks oder das Lob. Pöbel ich an der Leine, fliegt die Wurfschelle vor die Pfoten – ich erschrecke und sehe zu Herrchen, dafür gibt es einen Keks. Das alles ist konditioniert oder mit einem anderen Wort dressiert – wie im Zirkus, um anderen zu gefallen und zu funktionieren.

Warum funktioniert der Hund aber oft im privaten Bereich nicht...?

Bleiben wir bei der Pediküre oder soll man sagen Pfotenküre? Vielen Hunden wird das Krallenschneiden auch mit positiver Verstärkung (=Keks) beigebracht, bzw. es wird versucht. Krallenschneiden hat oft mit Stress zu tun, der Mensch dringt in die intime Distanzzone des Hundes ein, verursacht vielleicht sogar Schmerzen, er wird hierbei fixiert (festgehalten) und kann nicht aus der Situation heraus. Das stresst und macht vielleicht sogar Angst – oftmals verstärkt bei Tierschutzhunden, die eine Fixierung häufig sehr negativ erlebt haben, „Wellnessbehandlungen“ gar nicht kennen und eine Sache definitiv meist nicht haben, nämlich Vertrauen zum Menschen. Entweder weil sie Menschen gar nicht kennen (Straßenhunde) oder vielleicht negativ kennengelernt haben. Das typische „Kuscheln“ kennen sie oft nicht, damit ein Eindringen in die Distanzzone positiv belegt wäre. Es wird als übergriffig und aufgelegt empfunden, bis solche Hunde entspannen können bei so engen Berührungen, dauert es oft lange. Was ich nicht kenne, stresst mich. Aber auch unsere wohlbehüteten Züchterwelpen können hiermit ein Problem haben! Wenn sie es von klein auf nicht kennengelernt haben oder kein Vertrauen in ihren Besitzer haben, weil z.B. die Rollenverhältnisse nicht klar definiert sind. Ich vergleiche es gern mit dem Geschäftsverhältnis: ich arbeite gerne für meinen Chef – erledigte die Aufgaben, die er mir gibt gewissenhaft und bekomme dafür Lohn. Das ist logisch. Wenn mein Chef anfangen würde mir auf die Pelle zu rücken gegen Geld, wäre das 1. Eigenartig und 2. Braucht es, damit er das machen dürfte Vertrauen. Zu einem Arzt, dem man nicht vertraut, geht man nicht oder man geht kein zweites Mal zu einem Friseur, zu dem der „Draht“ fehlt, dann fühlt sich das „sich anfasse lassen“ extrem unangenehm an. Weshalb sprechen wir unseren Hunden dieses Gefühl ab? Auch sie müssen vertrauen, damit sie uns an sich heranlassen.

 

Vertrauen lässt sich nicht erkaufen...

Vertrauen lässt sich nicht erkaufen durch einen Keks oder gar durch Bestrafung oder Zwang, was häufig immer noch angewandt wird bei handscheuen Hunden…. Diese werden oft noch zwangsgestreichelt, damit sie sich daran gewöhnen. Es hat ja Gründe, weshalb diese Hunde, das nicht möchten. Vertrauen ist eine Sache, Schmerzen eine andere, schlechte Erfahrungen mit der Hand wieder ein weiterer Grund und auch keine Erfahrung damit, lässt den Hund misstrauen – das Vertrauen missen – oder gar Angst haben. Wenn man die Perspektive wechselt, wird klar, dass durch Zwangsstreicheln, die Berührung und das zugehörige Gefühlsempfinden bestimmt nicht besser werden, sondern sich vielleicht eher noch verschlechtert. Der Hund wird anfangen die Augen zu kneifen oder zu blinzeln, sich die Nase zu lecken, zu züngeln, zu schmatzen, zu gähnen und anschließend – nachdem der Mensch diese Stress-Signale ignoriert hat – zu knurren. Das darf sich der Hund natürlich nicht erlauben. Er wird gemaßregelt und weiter zwangsgestreichelt. Was wird passieren, nachdem der Hund gelernt hat „Drohen darf ich nicht“ und „meine Stress-Signale bleiben unbeachtet“? Er wird sein letztes Mittel zücken und beißen, erst in die Luft, dann in den Arm. Das Vertrauen ist dahin…Dank einer oft empfohlenen Maßnahme. Manche Trainer im TV verwenden hierfür sogar Besenstiele mit Handschuhen – Bedrängen auf Distanz und Gliedmaß-schonend. Der Hund wird weiter Stress haben, weil in seine Individualdistanz wird dennoch eingedrungen.

Doch wie geweinnt man Vertrauen?

Ein Perspektivenwechsel hilft auch hier!

Als Mensch vertraue ich Personen, die Vorbildcharakter haben, denn diese können mich schützen! Ich vertraue Personen, die Eigenschaften haben, die ich nicht habe, aber toll finde und selbst lernen möchte. Zu demjenigen schaue ich auf, er gibt mir Orientierung! Ich vertraue dann, wenn ich mich verstanden fühle – in meinen Gefühlen und meinen Instinkten. Das allerwichtigste aber, ist die gemeinsame wert- und sinnvolle Zeit! Ein gemeinsames Miteinander ist sinngebender als jede Bezahlung. Es geht hier in eine ganz andere Richtung, nämlich wertvoll und sinngebend zu sein. Das war meine Oma auch für mich, ihr habe ich vertraut – ganz ohne Bezahlung… Wenn sie mich bezahlt hätte, hätte mir das zu denken gegeben! Vertrauen ist etwas, was wächst und auch wachsen muss. Es ist – wie so viele Dinge- ein Prozess! Viele dieser Aspekte sind der Grundstock unseres Trainings, das auf dem Erleben gemeinsamer Abenteuer unter Ansprache der natürlichen Instinkte der Hunde und einer Prozessorientierung beruht.

Du möchtest mehr wissen? In weiteren Blogs kannst du dich weiter informieren zu den Instinkten und Beschäftigungsmöglichkeiten des Hundes.

Oder du lernst uns einfach kennen!

 

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